Die jüngsten Unwetter im Raum Tübingen - Reutlingen haben nicht nur schwere Schäden für Menschen gebracht, sondern auch viele Vögel verletzt oder getötet.
Das Mössinger Nabu- Vogelschutzzentrum hat so viele Patienten wie noch nie.
Foto: SWP -Archiv
Besonders Jungvögel wurden während des Hagelsturms vom vergangenen Sonntag aus ihren Nestern gerissen. Allein am Montag wurden 46 verletzte Vögel im Nabu-Vogelschutzzentrum Mössingen eingeliefert.
"Das ist ein trauriger Rekord. So viele neue Patienten an einem Tag gab es noch nie", berichtet Zentrumsleiter Dr. Daniel Schmidt-Rothmund. "Diese Verletzten sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Sicherlich sind im ganzen Land unbemerkt viele tausend Tiere umgekommen." Betroffen sind viele Vogelarten, von Amseln, Tauben und Sommergoldhähnchen bis zu Mäusebussarden.
Die meisten Vögel wurden völlig durchnässt und mit Prellungen oder Frakturen eingeliefert. "Wichtig ist, dass sich die Vögel nach der sorgfältigen Untersuchung ausruhen können. Nach einem Hagelschlag auf den Kopf kann es Tage dauern, bis ein Patient sich erholt hat", erklärt Schmidt-Rothmund.
Dazu ist das Zentrum mit verdunkelten Ruheräumen und verschiedenen Pflegevolieren ausgestattet. "Leider können wir nur wenigen Vögeln helfen. Da viele Verletzungen zu schwer sind, bleibt uns nur, das Leiden zu verkürzen und diese Tiere einzuschläfern." Auch Ringeltauben mussten bedingt durch das Unwetter Federn lassen. Ganze Vogelbestände seien durch die heftigen Unwetter dieser Tage jedoch nicht gefährdet. "In der Natur ist es ganz normal, dass nur ein kleiner Teil des Nachwuchses durchkommt. Solche Verluste sind immer traurig, aber letztlich auch ohne Unwetter ein natürlicher Prozess", sagt Schmidt-Rothmund.
Glück im Unglück hatten die Patienten in Mössingen: Am Wochenende waren zufällig viele ehemalige Freiwillige zu Besuch im Zentrum, die halfen, die vielen Patienten zu versorgen. Die ersten zehn Vögel wurden bereits wieder freigelassen.
Weil es für Jungvögel überlebenswichtig ist, mit ihren Eltern und Geschwistern aufzuwachsen, rät der Nabu davon ab, sich selbst als Adoptiveltern zu versuchen. "Selbst wenn man es schafft, den Findling körperlich groß zu bekommen, hat er kaum Überlebenschancen, weil sich sein artgemäßes Verhalten in Menschenhand nicht richtig entwickeln kann", erklärt der Nabu-Experte. Für Vogelfinder gilt daher: Findling am besten vor Ort belassen, ins Nest zurücksetzen oder zu einer Vogelschutzstation bringen.
Quelle: Südwest Presse / Hohenzollerische Zeitung