Auf dem absteigenden Ast: Europa hat 421 Millionen Vögel verloren
Spatz, Foto: maaddin, flickr, CC BY-ND 2.0
In den vergangenen 30 Jahren ist die Anzahl der Vögel europaweit um 421 Millionen Tiere zurückgegangen. Der Grund: die moderne Agrarindustrie sowie, damit zusammenhängend, der zunehmende Verlust der natürlichen Lebensräume der Tiere. Zu diesem erschreckendem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Studie zur europäischen Vogelwelt. Einst häufige Arten wie Haussperling, Feldlerche, Rebhuhn oder Star sind besonders betroffen. Insgesamt gehen 90 Prozent der Vogelverluste auf die 35 am weitesten verbreiteten Arten zurück.
Dieser Verlust mehrerer hundert Millionen Vögel ist nicht hinnehmbar: Die politischen Rahmenbedingungen müssen endlich so gesetzt werden, dass der Verlust von Tieren und Pflanzen aufgehalten wird. Für die Natur und für uns Menschen ist der Verlust so vieler Vögel dramatisch: Sie vertilgen Unmengen an Insekten auf den Feldern und verbreiten die Samen vieler wichtiger Pflanzen. Aasfressende Arten sind eine wichtige Gesundheitspolizei. Und darüber hinaus – was wäre eine Welt ohne Vogelgesang? Viele Menschen finden Zugang zur Natur, indem sie sich an der Vogelwelt in ihrem Garten erfreuen, sie im Winter füttern und auf Ausflügen in der Landschaft erleben und ihren Kindern zeigen.
Dass Schutzmaßnahmen erfolgreich sein können, zeigen die erfreulichen Ergebnisse der Studie. So ist beispielswiese der Bestand einiger seltener Arten wie Weißstorch und Seeadler angestiegen. Diese Arten genießen auf EU-Ebene einen hohen Schutzstatus und eine hohe Aufmerksamkeit. An den dramatischen Bestandseinbrüchen vieler ehemaliger Allerweltsarten und der Situation der Vogelwelt als Ganzes ändern diese positiven Beispiele leider wenig.
Die Botschaft der Studie ist eindeutig: Die Art und Weise, in der wir momentan unsere Umwelt nutzen, ist alles andere als nachhaltig. Sie raubt unseren Vögeln die Lebensgrundlage. Die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und übermäßigem Pestizideinsatz bietet Tieren und Pflanzen heute kaum noch Räume zum Überleben. Und wird trotzdem Jahr für Jahr mit Milliarden Euro an Fördermitteln unterstützt.
Der BUND fordert, dass öffentliche Mittel nur noch für Leistungen für das Allgemeinwohl ausgezahlt werden dürfen. Dazu zählt auch die Erhaltung einer lebensfreundlichen Umwelt. Statt für naturschädigende Bewirtschaftung müssen die Fördermittel zukünftig gezielt dem ökologischen Landbau, schonenden Bewirtschaftungsformen und landwirtschaftlichen Naturschutzprogrammen zu Gute kommen. Der Verbrauch von Pestiziden muss stark eingeschränkt werden.
Quelle:
Bund.net