diese Foto zeigt einige der nach dem Aufprall verstorbenen Seidenschwäze (Bombycilla garrulus) in Bad Boll
Tödliche Massenkarambolage in Bad Boll im Kreis Göppingen: Über 100 Seidenschwänze sind am Samstag (9.2.) gegen eine Glasscheibe gerast. 101 Vögel brachen sich das Genick und starben sofort. Einer erlag am Montag seinen Verletzungen, ein zweiter am Dienstag, zwei überlebten und werden nun im NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen versorgt. „Jahr für Jahr sterben Millionen Vögel an Glasfronten, gläsernen Buswartehäuschen und Fensterscheiben – das ist trauriger Alltag auf der ganzen Welt. Dennoch macht mich diese Tragödie besonders betroffen, weil so viele arglose Vögel in wenigen Sekunden gestorben sind“, sagt Zentrumsleiter Dr. Daniel Schmidt.
Ein Trupp von rund 150 Seidenschwänzen war am Unglückstag auf Nahrungssuche im Kurpark Bad Boll. Die dort wachsenden Mistelbeeren hatten sie angelockt. Beim Abflug krachte ein Großteil der Vögel in vollem Flug gegen einen verglasten Fußgänger-Übergang, der zwei Gebäudeteile der Kurklinik Bad Boll verbindet. „Vögel können Glasscheiben nicht als Hindernis erkennen“, erklärt Schmidt. „Vor allem wenn sich in den Scheiben Bäume spiegeln oder durch die Fenster Bäume auf der anderen Gebäudeseite zu sehen sind, rechnen sie nicht mit einem Hindernis und fliegen ungebremst dagegen.“
Abhilfe könne eine vogelfreundliche Gebäudeplanung schaffen, bei der solche „Durchsichten“ vermieden werden. Auch spezielle Gläser, die wenig reflektieren und für Vögel besser wahrnehmbar sind, sind auf dem Markt. „Sinnlos sind dagegen die altbekannten schwarzen Vogelsilhouetten zum Aufkleben. Die Tiere weichen zwar den Silhouetten aus, krachen dann aber dennoch gegen die Scheibe“, erklärt Schmidt. Punkt- oder Linienmuster, die mindestens ein Viertel der Glasfläche kennzeichnen, schaffen Abhilfe. Entsprechende Klebefolien oder Gravuren sind erhältlich. Das NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen berät Bauherren, um die Gefahr des Vogelschlags schon bei der Planung zu vermeiden.
Quelle: NABU BaWü